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Stellungnahme zur Kriminalisierung der Beschneidung in europäischen Ländern

 

Stellungnahme des Elijah Board of World Religious Leaders

zur Kriminalisierung der Beschneidung in europäischen Ländern

 

Kürzlich hat ein lokales Gericht in Köln, Deutschland, durch die Beschäftigung mit der Legalität der Beschneidung von Jungen internationale Aufmerksamkeit erzeugt.

Das deutsche Parlament hat eine Resolution veröffentlicht, mit welcher angestrebt wird, den rechtlichen Standpunkt der Beschneidung zu klären. Offizielle Institutionen in anderen Ländern, einschließlich der Schweiz und Österreich, beschäftigen sich aktiv mit demselben Thema.

Das Elijah Board of World Religious Leaders möchte seine Stimme in diesem Sinn erheben und die eigene Verantwortung zu diesem Thema abwägen.

Während wir anerkennen, dass die Ablehnung der Beschneidung viel zum Ausdruck bringt, was mit der Bewahrung der Rechte der Kinder zu tun hat, und während wir, als religiöse Führer von den Werten unserer Tradition informiert sind und diese teilen, möchten wir dennoch folgende Punkte bejahen und bestätigen:

1. Die Beschneidung ist ein zentrales religiöses Ritual für die Praxis mehrerer Religionsgemeinschaften, einschließlich der jüdischen Tradition, der Tradition der Muslime und derjeniger orthodoxer Christen. Für manche dieser Traditionen wird hiermit der Kern der Identität getroffen. Weil es ein wichtiges Kennzeichen religiöser Identität ist, haben Juden und Muslime keine Wahl bei der Beschneidung von Jungen. Das Verbot der Praxis der Beschneidung erinnert an die discriminatorische rechtliche Behandlung dieses Themas in vergangenen Jahrhunderten; eine solche Behandlung passt nicht in die eher aufgeklärte Zeit, in welcher religiöse Diversität respektiert wird.

2. Eine der nicht beabsichtigten Folgen der rechtlichen Ablehnung der Beschneidung ist die aufsteigende Polarisierung innerhalb der Gesellschaft, welche Glaubensgemeinschaften stärker ausschließen anstatt sie in der Gesellschaft zu integrieren.

3. Die rechtlichen Institutionen anerkennen die Glaubensgemeinschaften innerhalb ihres Landes und ihrer Kultur sowie auf globaler Ebene. Deshalb sollten sie jede Entwicklung hin zur Konfrontation vermeiden.

4. Eine gut beratene Strategie religiöser Praxis hat die Chance eine Saat für die Zukunft auszusäen, umso mehr gilt dies leider auch für eine restriktive Religionspolitik.

5. Wir möchten an die Bedeutung religiöser Freiheit erinnern, sie ist ein zentrales Menschenrecht. Die Beschränkung religiöser Freiheit und deren extreme Fälle stehen tiefen Strömungen entgegen, die die Grundlage unserer modernen Staaten und Gesellschaften bilden.

6. In Anbetracht der Menschenrechte und der Rechte der Kinder müssen wir eine ganzheitliche Sicht wählen für das Wohl der Gesellschaft, wir müssen individuelle und gemeinschaftliche Dimensionen abwägen.

Wir bestätigen, dass religiöse Traditionen reiche Quellen von Weisheit besitzen, um dieses Dimensionen ausbalancieren zu können. Religiösen Kommunitäten sollte es erlaubt sein, Annäherungen an diese Fragen vorzunehmen, die angepasst sind an deren Gemeinschaften, ohne Interferenzen mit zivilen Behörden, außer in extremen Umständen.

Weil religiöse Kommunitäten ihr Gespür von Wohlsein durch ein Gleichgewicht von materiellen und spirituellen Fragen finden, sollten zivile Autoritäten nicht in Konflikt kommen mit der religiösen Praxis, außer wenn eine extreme Verletzung der körperlichen Gesundheit und Unversehrtheit vorliegt.

Wir appellieren deshalb an das deutsche Parlament, an die weiteren juristischen Institutionen, an die Institutionen der Legislative und der Exekutive, die sich mit diesem Thema beschäftigen, bewusst mit dem historischen Beispielfall umzugehen, die Frage in einem breiteren Kontext zu setzen und abzustellen auf ein breiteres gemeinsames Gut, die Weisheit religiöser Traditionen aufzeichnend, indem sie partnerschaftlich mit religiösen Gemeinschaften zusammenarbeiten und diese nicht der Gesellschaft entfremden und dadurch die gesunden sozialen Fundamente der heutigen Gesellschaft gefährden.


Signatories:

Members of the Elijah Board of World Religious Leaders (click here for full list)

and the following members of the Elijah Academy:

Alon Goshen-Gottstein, Awet Andemicael, Vanessa Sasson, Kurt Schreiber, Maria Reis Habito, Johann Vento, Stephen Butler Murray, Meir Sendor, Timothy Gianotti, Vincent Cornell, Anantanand Rambachan, Peta Jones Pellach.